Aufgrund russischer Angriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine könnte es im Land im Winter zu Stromengpässen kommen, die zu Ausfällen von 4 bis 18 Stunden am Tag führen. Diese Schlussfolgerung ist im Bericht der UN-Menschenrechtsüberwachungsmission in der Ukraine enthalten, der am 19. September veröffentlicht wurde. Experten zufolge könnte sich die Situation bei erneuten Angriffen auf kritische Objekte noch verschlimmern.
Wie die Mission daran erinnert, warnte NEC „Ukrenergo“ bereits im Juni vor einem erheblichen Strommangel während der Spitzenverbrauchszeiten im Winter. Schätzungen zufolge könnte das Defizit 3 bis 6 GW betragen, was mehr als 30 % des Gesamtbedarfs entspricht. Dies bedeutet, dass ein schwieriger Winter bevorsteht, der von der Bevölkerung und den Unternehmen Flexibilität im Verbrauch von Energieressourcen erfordert.
Der UN-Bericht betont zudem, dass die Folgen von Schäden an der Energieinfrastruktur noch viele Monate, möglicherweise Jahre lang spürbar sein werden. Die Sanierung zerstörter Energieanlagen erfordert komplexe technische Komponenten, die bestellt, gefertigt und geliefert werden müssen. Trotz erheblicher Investitionen und Bemühungen der ukrainischen Regierung bleibt die vollständige Wiederherstellung der Kapazitäten vor dem Wintereinbruch fraglich.
Besonders schwierig ist die Situation für die am stärksten gefährdeten Regionen der Ukraine. Schätzungen zufolge sind die Regionen Charkiw und Sumy aufgrund der rauen klimatischen Bedingungen, der hohen Bevölkerungsdichte und erheblicher Schäden an der Energieinfrastruktur am stärksten gefährdet, im Winter ohne Wärmeversorgung zu bleiben. Dies kann schwerwiegende soziale und wirtschaftliche Folgen für die Bevölkerung dieser Regionen haben.
Darüber hinaus kann ein Strommangel zu Problemen beim Betrieb der örtlichen Sanitär- und Wasserversorgungssysteme führen. Die UN-Mission warnt davor, dass sich aufgrund des Mangels an Elektrizität Abwässer auf den Straßen ansammeln oder ungeklärte Abwässer in Stauseen, darunter den Dnipro, gelangen könnten. Der fehlende Zugang zu sauberem Trinkwasser kann die Gesundheit von mehr als 10 % der Bevölkerung des Landes gefährden, und die Unterbrechung der Krankenhäuser wird die Situation nur verschlimmern.
Neben körperlichen Problemen können Stromausfälle auch die psychische Gesundheit der Menschen erheblich beeinträchtigen. Die UN stellen fest, dass längere Blackouts Stress, Angst und Furcht verstärken, was besonders für Menschen mit psychischen Störungen gefährlich ist. Zusammengenommen stellen diese Faktoren eine ernsthafte Bedrohung für das Leben und die Gesundheit von Millionen Bürgern dar.
Die UN-Mission weist zudem darauf hin, dass es „Grund zur Annahme“ gebe, dass gezielte Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen. Sie fordert Russland auf, Angriffe auf kritische Infrastruktureinrichtungen zu stoppen, da diese schwerwiegende Folgen für die Zivilbevölkerung haben.
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