Die Nachfrage nach Walzmetall in der Ukraine zeigt im Jahr 2024 eine spürbare Verlangsamung. Trotz positiver Trends im ersten Halbjahr verlangsamte sich die Marktdynamik aufgrund eines Komplexes interner und externer Faktoren. Die Hauptgründe hierfür waren ein Rückgang beim Infrastrukturbau, eine durch russische Raketenangriffe verursachte Energiekrise und eine verstärkte Mobilisierung, die die Verfügbarkeit von Arbeitskräften beeinträchtigte.
Laut *GMK Center* wuchs der inländische Markt für Metallprodukte im Jahr 2023 nach einem erheblichen kriegsbedingten Rückgang um das 2,2-fache. Im Jahr 2024 verlangsamte sich die Wachstumsrate jedoch auf 10 %. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das erste Halbjahr dank der Umsetzung von Infrastrukturprojekten noch eine stabile Nachfrage aufwies, die anschließend abgeschlossen werden konnte, ohne dass neue Projekte in vergleichbarem Umfang gestartet wurden.
Mauro Longobardo, CEO von ArcelorMittal Kryvyi Rih, stellt fest, dass sich die Erwartungen des Unternehmens hinsichtlich der Entwicklung des Inlandsmarktes nicht erfüllt haben, da die Nachfrage nach der Fertigstellung einer Reihe von Bauinitiativen nicht im von den Herstellern erwarteten Tempo gestiegen ist. Seine Meinung wird von Oleksandr Vedernikov, Head of Analytics and Pricing bei *Metinvest-SMC*, unterstützt, der betont, dass im ersten Halbjahr 2024 die Umsätze im Bereich Infrastrukturprojekte gestiegen seien, in der zweiten Jahreshälfte sei dieses Segment jedoch deutlich zurückgegangen.
Eines der Hauptprobleme waren die massiven Raketenangriffe der Russischen Föderation auf ukrainische Energieanlagen. Dies führte zu Unterbrechungen der Stromversorgung der Industrieunternehmen, was deren Produktionstätigkeit einschränkte und dementsprechend die Nachfrage nach Metallprodukten verringerte. Ein weiterer negativer Faktor war die verstärkte Mobilisierung, die zu einem Personalmangel in der Industrie sowie zu einer Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit in Sektoren führte, die traditionell große Mengen Metall verbrauchen.
Trotz der Schwierigkeiten verzeichneten die meisten vom *GMK Center* befragten Metallhandelsunternehmen im Jahr 2024 ein durchschnittliches Wachstum des Metallproduktabsatzes von 15 %. In einigen hochspezialisierten Marktsegmenten erreichte dieser Wert 25 %. Dies deutet darauf hin, dass der Gesamtmarkt zwar vor Herausforderungen steht, in einzelnen Bereichen jedoch weiterhin Entwicklungspotenzial besteht, insbesondere im Bereich des Spezialwalzens von Metallen.
Somit ist die Situation der metallurgischen Industrie der Ukraine im Jahr 2024 zweideutig. Einerseits haben die Auswirkungen der Energiekrise und der Rückgang in der Bauwirtschaft die Wachstumsraten deutlich gedämpft. Andererseits bleibt die Nachfrage nach bestimmten Arten von Metallprodukten stabil, was Anlass zur Annahme gibt, dass es – vorausgesetzt, dass sich der Energiesektor und die Wirtschaft insgesamt stabilisieren – zu einer allmählichen Erholung des Marktes kommen wird.
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