Die europäische Industrie wird erneut durch die in diesem Winter erwarteten hohen Gaspreise bedroht. Obwohl die Schwere der Energiekrise im Vergleich zum Höhepunkt im Jahr 2022 nachgelassen hat, bereiten sich Unternehmen auf neue Herausforderungen vor, die durch Versorgungsinstabilität und verstärkten Wettbewerb auf dem Energiemarkt verursacht werden.
Die Besorgnis wird durch mehrere Faktoren verursacht. Erstens könnte kaltes Wetter die Gasreserven in Europa erheblich erschöpfen. Zweitens verschärft sich der Wettbewerb mit Asien um Flüssigerdgas (LNG). Drittens besteht die Gefahr einer weiteren Reduzierung der Lieferungen aus Russland, insbesondere aufgrund der möglichen Kündigung des Abkommens über den Transit von russischem Gas durch die Ukraine zum Jahresende.
Die Energiekrise von 2022 ist zu einer ernsthaften Bewährungsprobe für die europäische Industrie geworden. Die Gaspreise erreichten daraufhin den Rekordwert von 350 Euro pro Megawattstunde (MWh) und zwangen Dutzende Unternehmen zur Schließung von Werken, zur Kürzung der Produktion und zum Abbau von Arbeitsplätzen. Obwohl die aktuellen Preise niedriger sind als während der Krise, liegen sie immer noch deutlich über dem Niveau, das die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt gewährleistet.
Derzeit sind viele Unternehmen gezwungen, den Gasverbrauch zu begrenzen und die Produktionstätigkeit zu reduzieren. Dadurch sinkt die Gasnachfrage in der EU, die nun 17 % unter dem Fünfjahresdurchschnitt vor der Pandemie liegt. Allerdings warnen Analysten, dass die Gaspreise erneut steigen könnten, was das ohnehin schon schleppende Wirtschaftswachstum in Europa noch verschärfen könnte.
„Es ist wichtig, die Wachsamkeit nicht zu verlieren, auch wenn die aktuellen Energiepreise deutlich niedriger sind als auf dem Höhepunkt der Krise im Jahr 2022“, sagte Yara-CEO Svein Tore Holseter. Er betonte auch, dass die europäischen Gaspreise weiterhin höher seien als in den USA, im Nahen Osten oder in Russland, was europäische Unternehmen benachteilige.
Analysten schätzen, dass die Gaspreise in der EU im Jahr 2024 auf 70 €/MWh steigen könnten, während sie derzeit bei etwa 50 €/MWh liegen. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Gaspreis in der EU betrug vor der Pandemie nur 17,58 EUR/MWh. Daher bereitet sich die europäische Industrie auf eine schwierige Winterperiode vor und versucht, unter schwierigen Bedingungen wettbewerbsfähig zu bleiben.
e-finance.com.ua